Perpignan

with Ein Kommentar

Teile einer Kirche hinter Häusern in Perpignan

Perpignan ist jede Reise wert. Eine kleine Stadt mit vielen verwinkelten Gassen, einer Menge Boutiquen und natürlich tausend anderer Geschäfte, Cafés, Restaurants und Plätzen, wo das fotografische Geschehen in diesen Tagen gefeiert wird. Visa pour l’Image. Das Ambiente ist romantisch, die Themen jedoch überwiegend konzentriert auf Krieg und Elend in dieser Welt.

Im Zentrum steht das Kongresszentrum, in dem die Fotografen und Bildjournalisten um die diversen Stände der  Agenturen kreisen wie um heilige Stätten. Laptop und Mappen im schweren Gepäck, jederzeit einsatzbereit, sobald sich ein Opfer findet, das sich der Bilderflut annimmt.

Eingang zum Kongresszentrum in Perpignan

Aber die „Opfer“ sind genau deshalb hier: Sie wollen Bilder sehen. Bilder, Bilder, Bilder. Beaucoup des images…

Denn immer wieder ist das ein oder andere Foto dabei, das die langsam müde werdenden Augen und das überfüllte Hirn wieder mit neuem Leben takten. Zum Beispiel Fotos von Oppositionsanhängerinnen, die im Dämmerlicht und schützender Unschärfe auf den Dächern Teherans stehen und etwas in die Nacht rufen . Junge Menschen, die sich auf diesen Dächern versammeln und umarmen. Pietro Masturzo benannte seine Geschichte die Geister auf den Dächern Teherans. Ein anderer Blick auf das Geschehen anlässlich der Wahlen im Iran.

Nach all dieser Bilderflut, dem fusselig trocken geredetem Mund, tut ein Kaffee im Café de la Poste am Castillet gut. Für ein paar Tage verwandelt es sich zum absoluten Szene-Café, das für Fotografen und Agenten ein Muß darstellt, will man sich in tiefergehende Erinnerung bringen. Entspannte Gespräche über Ausstellungen und Eindrücke dieser Tage umrunden dieses Mal die kleinen Tische. Es wird verknüpft und verlinkt, Networking betrieben. Vergleiche zu den vergangenen Jahren kommen auf („die großen Partys finden jetzt nicht mehr statt“), Veränderungen, bedingt durch die Krise, werden analysiert und es wird in die Zukunft gedeutet; die als uninspiriert empfundene Bildauswahl bei den abendlichen Leinwand-Projektionen auf der Plaza wird bekritelt; die Lieblingstrends der Fotografen bei der Bearbeitung ihrer Fotos (Vignettierung ist das Stichwort) thematisiert. Das alles in englisch, deutsch, französisch, spanisch, schweizerisch, italienisch… Die Welt, zu Besuch in einer französischen Kleinstadt.

Café de la Poste am Castille (Tischperspektive mit Schaf)

Schaf an der Castille

Dann zieht der Abend über die kleine Stadt und die Rückkehr ins Hotel folgt, um für sich zu sein, am Blog zu basteln, die Visitenkarten zu sortieren, Eindrücke fester zu halten.

Die Geräusche, die durch das Hotelfenster die Nacht ankündigen klingen nach Musik, Menschen, Luft und Meer. Dasselbige rauscht leider etwas entfernter, aber die Atmosphäre fühlt sich so an, als wäre es direkt vorm Hotel. Nur gleich wieder raus hier! Auf die Plaza gehen und schauen, ob es heute vielleicht doch noch Abwechslung gibt bei der Projektion auf der großen Leinwand!

Allabendliche Projektion von Fotoreportagen auf der Plaza

Ja, jetzt ist wieder neuer Platz da für Bilder, Bilder, Bilder.

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One Response

  1. Dennis
    |

    Schöne Eindrücke, ein bisschen als wäre man selbst dabei gewesen. Es riecht nach Sommerabend und man hört förmlich die Kulisse der vielen Sprachen im Vorbeiziehen – und ab und zu ist ein Lachen zu vernehmen.

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